Stellen Sie sich vor, wie Sie mit Zement an den Füßen in einen reißenden Fluss geworfen werden, Sie können die Panik vor dem Unterhang spüren. Das ist die Zukunft, die uns aber auch uns allen bevorsteht, wenn wir keine Maßnahmen einleiten.
Mit der Natur lässt sich nicht verhandeln …
lauteten die emotionalen Eingangsstatements zur Klimakonferenz der Delegationen aus Irland und Tunesien.
Apelle wie „ Die reichen Länder sollen, die armen Länder bei Ihren Anstrengungen gegen den Klimanotstand finanziell unterstützen“ kamen von Estland, Kenia, Mexiko, Niger, Indien, sowie St. Vincent und den Grenadinen. USA forderte die anderen Länder auf, dem amerikanischen Vorbild im Kampf gegen den Klimawandel mit demokratischen und rechtsstaatlichen Mitteln zu folgen. China und Russland befürchteten unerwünschte Eingriffe in ihre staatliche Souveränität durch eine gemeinsame Klimapolitik. Norwegen und Frankreich boten an, ihre Leistungen zu erhöhen und Vietnam stellte sich aufgrund seiner guten Beziehungen zu allen Ländern als Vermittler zur Verfügung.
Veranstaltungsteilnehmer waren die Klasse 2 FA der Fachakademie für Wirtschaft sowie die Klassen E1A und M1A der Technikerschule. Sie schlüpften am 23. Juni in die Rollen der Delegationen der letztjährigen Mitgliedsstaaten des UN-Sicherheitsrates, um über Klimapolitik zu verhandeln mit dem Ziel eine Resolution über verbindliche gemeinsame Maßnahmen gegen den Klimawandel zu verabschieden. So unterschiedlich, wie die Bedürfnisse der teilnehmenden Länder waren, so bunt und kontrovers gestalteten sich die Debatten, die zu jedem Punkt des vom Generalsekretariat der Vereinten Nationen vorgeschlagenen Resolutionsentwurfes geführt wurden.
Bei den prozeduralen Abstimmungen (Mehrheitsbeschlüsse) über die im Laufe der Sitzung eingebrachten Änderungsvorschläge herrschte relativ hohe Einmütigkeit. So wurde der Vorschlag einer Einzahlung in einen Klimafonds von 10% des Bruttoinlandsproduktes (BIP) aller Länder mit großer Mehrheit herabgesetzt und für die ärmsten Länder ganz gestrichen. Chinas Vorschlag, die Einzahlungen vom BIP pro Kopf der jeweiligen Länder abhängig zu machen, fand allerdings keine Unterstützer.
Am Ende der Lobbysessions, Reden und Abstimmungen stand ein neuer Resolutionsentwurf. Mit Spannung wurde das Ergebnis der substanziellen Schlussabstimmung erwartet, bei der eine 2/3 Mehrheit der Staaten erforderlich ist. Die Länderschilder wurden in die Höhe gehoben, nur eines nicht. 12:1 lautete das Abstimmungsergebnis. China stimmte mit NEIN und da China zu den 5 Ländern mit Vetorecht gehört, standen die Delegierten am Ende mit leeren Händen da, die Verhandlungen um eine gemeinsame Resolution zur Klimapolitik waren gescheitert.
Ein wenig enttäuscht waren die Teilnehmer, weil sie trotz großem Engagement und hoher Kompromissbereitschaft der Welt kein Ergebnis schwarz auf weiß liefern konnten. Zum Glück war das ja nur eine Simulation! Oder läuft es im richtigen Leben genauso? Wie oft wundern wir uns, dass die Verhandlungen der UN-Gremien oft gar keine oder nur wenig konkrete Ergebnisse liefern. Jetzt können wir nachvollziehen, warum das so ist. Ein Trost: die Schüler aus den beiden Schulen haben sich näher kennengelernt und die Verhandlungen haben zumindest das Verständnis für die Positionen anderer gestärkt und länderübergreifende Diskussionen gefördert. Vielleicht ist das bei der UN genauso.
Ein Wunsch der Schüler an die internationale Politik bleibt: Das Vetorecht der 5 ständigen Mitglieder im Sicherheitsrat sollte abgeschwächt werden.
„Politikunterricht interaktiv“ hat den meisten gut gefallen, das Engagement war groß: immer wieder meldeten sich freiwillige Redner und als die Diskussionen so richtig hitzig waren, hieß es einmal: „Der Vorsitz bittet das Haus um Ruhe“
Wir danken den beiden sympathischen und sachverständigen Teamerinnen der Deutschen Gesellschaft für die Vereinten Nationen (DGVN), die uns hier ehrenamtlich mit „UN im Klassenzimmer“ einen erlebnis- und lehrreichen Vormittag beschert haben.
(Birgit Brinkmann)